Archiv LG 2011

Schiedsrichter auf der Überholspur

(14.07.2011) – www.lzsport.de
Aufsteiger ihrer Zunft beim LZsport-Cup an der Pfeife

André Schönheit (2.v.l.) leitete souverän das Vorjahres-Finale des LZsport-Cup zwischen Hansa und Bienenbüttel, obwohl die Emotionen immer wieder hochkochten. Foto: be/kt

André Schönheit (2.v.l.) leitete souverän das Vorjahres-Finale des LZsport-Cup zwischen Hansa und Bienenbüttel, obwohl die Emotionen immer wieder hochkochten. Foto: be/kt

saf Lüneburg. Nicht nur die zwölf teilnehmenden Teams versprechen ansehnlichen Fußball, der beim 5. LZsport-Cup geboten wird. Auch die besten Schiedsrichter der Region werden ab Freitag wieder ihr Können zeigen. Und das findet durchaus auch in den Verbänden Anerkennung, da mehrere der Unparteiischen gerade Aufstiege geschafft haben.

Tobias Helwig in der 2. Liga

So leitet Tobias Helwig (30) von der SV Eintracht in der kommenden Saison erstmals Drittliga-Partien, wird in der 2. Bundesliga zudem als Assistent eingesetzt. 29 Spiele hat Helwig bisher in den Regionalligen geleitet. André Schönheit (MTV Treubund) schaffte jetzt den Sprung in den Perspektivkader des Norddeutschen Verbands. Der Amelinghausener ist wie bisher in der Oberliga aktiv, darf jetzt aber auch Spiele der B-Junioren-Bundesligen leiten und bei den A-Junioren assistieren.
Einige Talente sind ebenfalls auf dem Sprung nach oben, wie etwa Niklas Schaffarczyk (26) oder der erst 17-jährige Tobias Kühn, die Spiele in der Bezirksliga leiten. Neu in der Landesliga an der Pfeife sind Christopher Biermann sowie Maximilian Stahl, der aus der Düsseldorfer Region hergezogen ist und jetzt für den TuS Reppenstedt pfeift.
Drei Schiedsrichter sind jeweils pro Turniertag im Einsatz, wobei jeder ein Spiel leitet und bei den beiden anderen an der Linie steht. Den Anfang machen am Freitag in Erbstorf Niklas Schaffarczyk, Patrick Malchow und André Dkhili. Danach sind zudem noch Jan-Philipp Trenner, Falko Meyer und Jakob Dally bei den Vorrunden im Einsatz.

Schiedsrichter sollen Schwalben den Garaus machen

(01.02.2011) – www.lzsport.de

Carsten Kadach (l.), dessen internationale Laufbahn zu Jahresbeginn endete, und seine Schiedsrichter-Kollegen bei der Video-Analyse.

Carsten Kadach (l.), dessen internationale Laufbahn zu Jahresbeginn endete, und seine Schiedsrichter-Kollegen bei der Video-Analyse.

So viel geballtes Fußballfachwissen an einem Ort ist selten: Mehr als 100 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter aus dem gesamten Bezirk kamen am Wochenende zur Halbzeittagung in Lüneburg zusammen und absolvierten unter der Leitung des Bezirks-Schiedsrichterausschusses zwei Tage lang ein höchst anspruchsvolles Programm, bei dem die Köpfe der Referees ganz schön rauchten. Mit dabei: Die aktiven Unparteiischen aus den Bezirks- und Landesligen, etliche Referees von der Oberliga bis zur Bundesliga, unter anderem die DFB-Schiedsrichter Carsten Kadach (VfL Suderburg) und Tobias Helwig (SV Ehlbeck) – außerdem hochkarätige Referenten aus dem Verband.
So stand die Video-Analyse nicht ganz einfacher Spielszenen auf dem Plan, die der niedersächsische Verbands-Schiedsrichter-Lehrwart Bernd Domurat (Wilhelmshaven) mitgebracht hatte. Schwerpunkte dabei: Abseits, Notbremsen und die kompromisslose Ahndung von „Schwalben“. Bernd Domurat: „Wir wollen, dass unsere Schiedsrichter konsequent einschreiten, wenn Spieler Foulspiele vortäuschen. Wer so simuliert, handelt unsportlich und hat nichts anderes als den gelben Karton verdient.“
Zu diesem Thema präsentiert der Lehrwart den Schiedsrichtern übrigens genau die Videoszenen, die auch die Bundesliga-Referees auf ihrem Lehrgang zu bewerten hatten – und dabei schlugen sie sich nicht schlecht: „Die Bezirks-Schiedsrichter brauchen sich gar nicht zu verstecken, ich bin über das hohe Leistungsniveau begeistert“, lobte Domurat. Das Ziel sei eine möglichst einheitliche und berechenbare Regelauslegung, auf die sich alle Aktiven in Kreis, Bezirk und Verband einstellen können.
Weiteres zentrales Thema der Halbzeittagung waren Rolle und Auftreten der Schiedsrichter in der Öffentlichkeit und in den Medien. Analysiert wurden dazu Fernseh-Interviews, die Schiedsrichter nach schwierigen Entscheidungen gegeben haben. Klare Botschaft von Bezirks-Schiedsrichter-Obmann Berthold Fedtke (Sittensen): „Unsere Unparteiischen gehören zum Fußballsport dazu. Wir wollen, dass sie offen auftreten und kritische Entscheidungen durchaus auch offen begründen, auch und gerade gegenüber den Medien.“ Dazu gehöre es auch, einen Fehler zuzugeben. Berthold Fedtke: „Es geht darum, eine kritische, schwierige Entscheidung nach außen zu erklären – und wenn es leider zu einem klaren Fehler gekommen ist, auch dazu zu stehen.“
Eröffnet hatte die Tagung Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge. „Wir, die wir draußen am Spielfeldrand stehen, wissen eigentlich immer alles besser. Daher habe ich eine Hochachtung vor Ihrem Job – denn Sie sind die wirklichen Fachleute und lassen sich nicht beeinflussen“, sagte er in seinen Grußworten. Besonders Lob fand er darüber hinaus für den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Harder (LSK), der vor zwölf Jahren in seiner damaligen Funktion als Bezirks-Schiedsrichter-Obmann diese Halbzeittagung ins Leben gerufen hat.

Schiedsrichter tagen in Lüneburg

(28.01.2011) – www.lzsport.de

Im Lüneburger Hotel Seminaris findet heute und morgen die 12. Halbzeittagung der Fußball-Schiedsrichter des NFV-Bezirkes Lüneburg statt. Der Teilnehmerkreis rekrutiert sich aus den 100 Top-Schiedsrichtern der elf Kreise des Niedersächsischen Fußballverbandes Bezirk Lüneburg.
Zwei Tage wird den Teilnehmern ein Programm mit vielen verschiedenen Referaten geboten, um alle Unparteiischen auf einen Wissensstand zu bringen. Die Veranstaltung wird heute (16 Uhr) von Oberbürgermeister Ulrich Mädge eröffnet.

28./29. Januar: Halbzeittagung des Bezirksschiedsrichterausschusses in Lüneburg

(27.01.2011) – Lünesport

Am 28. und 29. Januar 2011 findet die 12. Halbzeittagung der Schiedsrichter des NFV-Bezirkes Lüneburg wieder in Lüneburg statt. Auch die erste Tagung wurde im Jahr 2000 in Lüneburg durchgeführt. Initiator war damals Lüneburgs Ex-Bundesliga-Referee Manfred Harder in seiner Funktion als Bezirksschiedsrichterobmann. Ort der Veranstaltung ist das Seminaris Hotel.
Der Teilnehmerkreis rekrutiert sich aus den 100 Spitzenschiedsrichtern der elf Kreise des Niedersächsischen Fußballverbandes – Bezirk Lüneburg (identisch mit den politischen Kreisen). Von der Bezirksliga bis in die Profiligen ist alles vertreten, nur wenige Kollegen mussten absagen.
Der prominenteste noch aktive Teilnehmer ist Carsten Kadach aus Suderburg, der 2008 als Schiedsrichter-Assistent beim deutschen Spitzen-Schiedsrichter Herbert Fandel bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich eingesetzt wurde und schon seit Jahren in der 1. Bundesliga als SR-Assistent an der Linie steht. Letzter Einsatz: 26.01.2011 beim DFB-Pokalspiel Alemannia Aachen – FC Bayern München
Viele junge Talente sind dabei, die mit viel Können und Ehrgeiz versuchen, ihren Weg durch die Spielklassen in Richtung Profifußball zu finden. Drei von den sechs Frauen der Bezirksliste haben sich zur Tagung angemeldet, die anderen drei sind bei einer gleichzeitigen Veranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes.
Zwei Tage wird die Teilnehmer ein Programm mit vielen verschiedenen Referaten geboten, um alle Unparteiischen auf einen Wissensstand zu bringen. Streifzüge durch das Regelwerk sind ebenso enthalten wie die Aufarbeitung von bestimmten Situationen, die in der laufenden Saison entstanden sind.
Veranstalter ist der Bezirksschiedsrichterausschuss mit seinem Obmann Berthold Fedtke (Sittensen) an der Spitze. Der Lüneburger Kreisschiedsrichterausschuss hat die Veranstaltung vor Ort vorbereitet.
Oberbürgermeister Ulrich Mädge wird die Tagung um 16 Uhr eröffnen.
Als weitere Gäste haben sich angekündigt:

– Jürgen Stebani, Melbeck: Mitglied im DFB-Spielausschuss – ist nur am Samstag dabei
– Hans-Günther Kuers, Eldingen (Kreis CE): Vorsitzender des NFV-Bezirk Lüneburg
– Christian Röhling, Hohnstorf: Vorsitzender des NFV-Kreis Lüneburg

Die bedrohte Spezies

(17.01.2011) – www.lzsport.de

Die Schiris Jürgen Leipe, Falko Meyer und Oliver Vogt (v. l.) machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Zunft.

Die Schiris Jürgen Leipe, Falko Meyer und Oliver Vogt (v. l.) machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Zunft.

Seit Jahren hat Lüneburgs Fußball ein schleichendes Problem, das von den Vereinen gern verdrängt wird: der Schiedsrichtermangel. Jetzt schlagen die Funktionäre Alarm. Die Zahl der Unparteiischen nimmt so stark ab, dass bald nicht mehr alle Ligen besetzt werden können. Am heutigen Montag startet wieder ein Lehrgang für Schiedsrichter-Anwärter. Bleiben auch diesmal wieder viele Stühle leer, könnten auch bald sonntags einige Schiedsrichter-Kabinen in den Vereinsheimen leer bleiben.
Zwar kommen die Lehrgänge fast immer auf 50 bis 60 Teilnehmer, „aber davon sind nur eine Handvoll über 18 Jahre alt“, weiß Falko Meyer vom Schiedsrichter-Ausschuss. Gemeinsam mit seinen Kollegen Oliver Vogt und Jürgen Leipe macht er sich Gedanken um die Zukunft ihrer Zunft. „Teilweise schicken die Vereine ganze Jugendmannschaften, um die Quoten zu erfüllen“, berichtet Vogt. „Die Jugendlichen können dann aber nicht im Erwachsenenbereich eingesetzt werden.“
Pro Mannschaft ab der U14 aufwärts muss ein Verein einen Schiri stellen, ansonsten zahlt er für jeden fehlenden Schiri 100 Euro pro Saison. Die Sollzahl wird von vielen Klubs trotzdem nicht erfüllt. Vor allem Unparteiische im Alter zwischen 18 und 35 sind rar – auch weil viele selbst als Spieler aktiv sind oder einfach keine Lust auf den wenig reizvollen Job haben. Dass der Spielbetrieb überhaupt noch aufrecht erhalten werden kann, ist den zahlreichen älteren Schiris zu verdanken.
Vogt nennt die Zahlen: „Letzte Saison hatten wir 190 Schiris, jetzt nur noch 163.“ Und jedes Wochenende werden rund 130 benötigt, um alle Ligen in den Bereichen Herren, Altherren, Frauen und Jugend zu besetzen. Viele Schiris können aber nicht an jedem Spieltag im Einsatz sein. So müssen jetzt bereits viele Unparteiische am Wochenende mehrfach ran.
„Wir brauchen vor allem mal Schiris, die gute Spieler waren und nach ihrer Spielerkarriere Schiedsrichter werden“, wünscht sich Leipe. „So wie Jörn Benecke aus Handorf zum Beispiel. Von der Sorte bräuchten wir fünf, sechs Stück.“ Doch zumeist gibt es nur den umgekehrten Fall. Viele Jugendliche machen den Schiedsrichter-Schein, hören im Herrenalter aber wieder auf, weil sie Ambitionen als Spieler haben. „Jarik Detko zum Beispiel war sehr talentiert“, sagt Meyer. „Oder Eugen Krasnikov, Oleg Lich und Konstantin Dollinger – die haben auch alle wieder aufgehört.“
Ein gravierendes Problem: das miserable Standing der Schiris. Vogt: „Man profiliert sich viel besser als Spieler denn als Schiedsrichter. Wir haben doch gar keine Argumente, warum jemand Schiedsrichter werden sollte.“ Und genau deshalb scheint das Problem nicht zu lösen. 20 Unterrichtsstunden muss ein Schiri-Anwärter absolvieren und die Prüfung ablegen. Dafür wird er dann später oft bepöbelt und angefeindet – und erhält gerade mal 17 Euro für ein Kreisligaspiel. „Der Respekt gegenüber Schiris ist definitiv weniger geworden – und die Aggressivität mehr“, sagt Vogt aus leidvoller Erfahrung. Und Kollege Falko Meyer hat festgestellt: „Man kriegt von den Spielern oft zu hören: Du hast schlecht gepfiffen. Völlig pauschal. Wenn man dann genauer nachfragt, welche Szenen sie meinen, dann kommt nichts.“
Wie man neue Schiedsrichter gewinnen kann – da sind auch Vogt und Co. ratlos. Sie überlegen jetzt, in welchen Ligen sie im Notfall keine Unparteiischen mehr stellen. Als erste müssten wohl die Reservestaffeln oder die Altliga dran glauben. „Wenn der Verband keinen Schiri mehr zur Verfügung stellt, müssen sich die Vereine auf einen eigenen Schiedsrichter einigen“, sagt Meyer. „So steht es in der Spielordnung.“ Ein Szenario, das bald Realität werden dürfte, wenn auch zum kommenden Lehrgang wieder kaum ein Erwachsener auftaucht.
Der Lehrgang beginnt heute um 19 Uhr im Johanneum.